

Abends, wenn die Strahlkraft der Sonne nachlässt, beginnt der Nebel zu herrschen, zumindest in höheren Lagen. Der Zusammenbruch der Thermik hat heftige Luftumschichtungen zur Folge (s. Bericht).






100m Gesamthöhe bei beständig sehr starkem Gegenwind in Sandavágur gelandet.


Auch jetzt, alleinreisend und auf meine Art, „in die Welt schauend“, ist das nicht anders…

Nur etwa 50 m vom Strand entfernt, über der Hochwassertide wurde das kurze Dorfflüsschen mit Findlingen durchlässig aufgestaut, dass dadurch und durch gezielte Baumaßnahmen ein kleiner Teich entstand, der knie- bis bauchtiefe „Bade-Plantsch-Schwimmmöglichkeiten“ in geformter Badeanstaltqualität bot.
Vielleicht war das Wasser auch „heißer“ als von mir vermutet (Isländer z.B. sprechen bei +15°C Lufttemperatur nicht mehr von 15 Grad Wärme, sondern von 15 Grad Hitze), denn 10-13-Jährige planschten in Gemeinschaft, unentwegt und mit großer Freude in Neopren-Anzügen in dem „sommerlich kühlen Nass“.
Mütter mit Kleinkindern in Badetücher gewickelt, oder im Sand spielend, Babies im Kinderwagen, Jüngere, Ältere saßen auf Bänken durch eine Mauer und gepflanzte Strandrosen vor Meereswind geschützt und genossen die Sonne, Wirkliche See und „On The Beach-Atmosphäre“…






















Sonnig sollte es heute überwiegend werden und ein Wind von etwa 28 km/h sollte am letzten Sonntag im Juni auf den Schafsinseln wehen.
Dass ich nun bei der schon 5. Passquerung von
Anfang an Gegenwind hatte, störte mich nicht besonders, konnte ich doch bislang immer in etwa die Windunterstützung erahnen, die mir bei der rückwärtigen Fahrrad-Kletterei jeweils überwiegend hilfreich zuteil wurde.
Als ich nach gut 2000 Kurbelumdrehungen an der Rotorenstation anlangte, konnte ich die Windräder im Nebel nicht mehr sehen und sie nur noch an ihren Geräuschen erahnen.
Irgendwo las ich irgendwann, dass es auf den Schafsinseln etwa 300 Nebeltage im Jahr gäbe. Inzwischen bin ich sicher, dass das für viele Orte dieser Inseln zutrifft und in Höhenlagen eher „Stationärzustand“ist. Es sei denn, die Sonne setzt sich durch und kreiert einem der historischen Sommertage des Jahres, wie letzten Freitag geschehen.
Der (November)Nebel als solches kann bei uns Flachländlern im Mitteldeutschland eigentlich nur entstehen bei Windgeschwindigkeiten unter 5m/s.
Hier im Ozean hingegen(ich erlebte es aber auch schon bei einer Wanderung zum Knivskjelloden am Eismeer über 1300 m nördlich des Nordkap) ist man schnell in den windgepeitschten Sturmwolken, die auch schnell die Sicht auf nur wenige Meter begrenzen, die Temperatur abstürzen lassen und mit Feuchtigkeit Straße, Kleidung und alles was sich ihnen in den Weg stellt benetzen können.
Kaum fuhr ich etwas hinab: Strahlend blauer Himmel.
Anders als an den Vortagen kam ich aber immer wieder durch dicke Wolkenabschnitte, welche in wenigen Höhenmetern mir entgegenpeitschten, ohne die Sicht zu nehmen. Da es meistens bergab ging und die Sonne unten immer wieder erstrahlte, war alles gar nicht besonders anstrengend.
Ein kleiner Imbiss an der Tankstelle nach 22 km und es ging Richtung Vágar. Leicht bergab, zügig.
Die Tunnelpassagen: unproblematisch. Besonders der Neue: 4.9 km lang, beleuchtet, breit, herunter mit 60 km/h, Flachpassage, bisschen Kurbeln für den Aufstieg bei etwa 10 km/h. Fertig.
Ganz anders der Aufstieg über den Bergpass nach Sandavágur: Beständig starker Gegenwind der das Erklimmen der Passhöhe stark erschwerte.
Selbst die nachfolgende 3km-Abfahrt schien erkurbelt werden zu wollen.
Ich wurde aber stark belohnt durch die in den Bilderlegenden oben beschriebenen Eindrücke und machte mich, später als gedacht, aber durchaus zügig auf den Rückweg von den Klippen in der Nähe von Miðvágur.
Eine verkehrte Welt im Verhältnis zur Hinfahrt: In Windeseile wurde ich den Pass „hochgeliftet“, schoss bremsend zum Tunnel herunter, hatte nach dem zweiten, 1000m Tunnel RÜCKENWIND bis zur Tankstelle und glaubte, vom gleichen Wind geschoben, den schwierigsten Teil der verbliebenen Strecke zum 6. Mal problemlos meistern zu können.
Eine halbe Stunde Aufenthalt an der Tankstelle, mit Fish &Chips, ein Franskbrød als Proviantergänzung, weil hier sonntags alle Supermärkte „christlich“ geschlossen haben. Auf ging’s.
Es war jetzt deutlich später als bei meinen letzten beiden Rückfahrten und es schienen sich die Wolken stärker sammeln zu wollen.
Nach kurzer Zeit stritten sich auch die Winde auf Kosten des Radlers um die Vorherrschaft und wechselten sich fortan schnellstens bei ihrer Arbeit ab. Der Anstieg in Richtung Tórshavn ist von Beginn an der stärkste dieser Panoramastrecke und das offenere Gelände bietet kaum Windschatten. Günstig nur bei Rückenwind!
Mit etwa 6-7 km/h ging es hoch und ich versuchte alle Windschläge auszubalancieren.
Einmal erwischte es mich doch, beinahe: Eine seitliche Windböe stieß mich so heftig, dass ich zur Seite flog, gerade noch den linken Fuß aus der Pedale löste und mich am Boden abstützte, ohne umzufallen.
Mit jedem Höhenmeter nahm die Windstärke zu. Hier oben war die Windvorhersage von heute Früh für die Katz. Die Windgeschwindigkeit vervielfachte sich. Besonders als ich die erste Nebelwolke erreichte. Ähnlich starken Wind habe ich schon des Öfteren erlebt, in Nordkapnähe oder in Westnorwegen.
Dieser Wind aber war anders. Ich wusste zu Beginn der Nebelfahrt noch nicht, dass die Sicht die kommenden 15 Kilometer nur 30 bis maximal 60 m betragen würde. Natürlich blinkte mein Helmlicht nach vorn und hinten. Und die Radbeleuchtung war auch intakt. Der immer noch zunehmende Wind wechselte mitunter innerhalb von Sekundenbruchteilen die Richtung um 180°.
Seitlich musste ich mich beständig beim Fahren dagegen lehnen, wurde ständig zur Straßenmitte gepustet, musste das Auf und Ab ausgleichen, während immer wieder Fahrzeuge aus dem Nichts auftauchten deren Fahrer damit aufwärts eilten.
Mein Regenzeug lag verstaut in der Radtasche. Auch die warmen Handschuhe. Die Windkleidung schützte recht gut, die Handschuhe hätte ich aber doch auspacken sollen.
Als die Straße allmählich nass wurde, der Rückspiegel beschlug und vom Helmrand Wassertropfen beständig hin- und hergeschoben wurden, begann auch die Kleidung Feuchtigkeit aufzunehmen.
Die Hände froren, wurden steif. Noch konnte ich aber Bremsen und Schaltung bedienen.
Die Beine arbeiteten verlässlich, ich kam langsam aber beständig voran.
Ganz überrascht war ich gar, als ich zur Linken laute, zischende und murrende Geräusche vernahm: Die Windräder der höchsten Passstelle waren natürlich nicht zu sehen, „brüllten“ aber umso lauter.
„Ja nicht stehenbleiben jetzt, noch etwas über den Sattelpunkt hinaus weiterdrehen und größte Vorsicht bei der Abfahrt!“.
30 war die höchste Geschwindigkeit , die ich mir genehmigte, obwohl ich hier letztes Mal locker 70 km/h in konzentrierter Schussfahrt erreichte…
Mit jedem Abstiegsmeter nahm die Sicht zu, es schien sogar zwischendurch die Sonne und es war: Windstill!
NACHTRAG: Die schnellste Frequenz, mit der ich beide Hände bei der Ankunft öffnen und schließen konnte: Einmal in zwei Sekunden.
Nach einer ausgiebigen heißen Dusche und kleinem Abendessen packte ich alle Waschbaren Sachen in die Waschmaschine und den Trockner.
Um 2.40 Uhr nachts (Ortszeit) war alles trocken.
Da endete deswegen auch das fünfstündige Gitarrenspiel, das schon gegen 22 Uhr begonnen hatte. Stefano, ein hier vor Tagen kennengelernter Optiker und Musiker aus Süddeutschland, der mit seiner Freundin und Ukulele „Open End“ unterwegs ist, trug auch zum Liederstrauß des Abends bei.
Übermorgen fliegen beide nach Schottland…
Schafe brauchte ich beim Einschlafen nicht zu Zählen. Also: Alle Beine zählen, geteilt durch vier?…, nein, es gibt einfach zu viele Schafe auf den Schafsinseln…
Färøer- Schafsinseln. WUNDERBARE SCHAFSINSELN!!!
Den Wecker stellte ich auf 9 Uhr, um mich für den Coronatest am Mittwoch, vor der Weiterfahrt nach Island anzumelden. Die Sonne weckte mich schon um halb sieben. „Morning Has Broken“, Der Testtermin war noch vor 7 Uhr per Mail bestätigt.
Um sicher zu sein, wechselte ich beim Formular zum Schluss doch noch von der faröischen in die dänische Sprache.