Um 7 Uhr war ich ausgeschlafen. Heute war eine sehr kalte, die kälteste Nacht. Zwiebeltechnik, kein Problem. Will vor 9 zu den Basstölpeln auf Langanes gestartet sein, spreche aber noch einmal mit Gerd, einer Dänin aus Svendborg, die gestern mit einer Gruppe von vielen PKW und etwa 30 Personen per Fähre in Seyðisfjörður angekommen war. Die anderen wollten direkt ins Fjell fahren, während sie sich einen Tag lang in Vopnafjörður ausruhen wollte. Heute wollen sich alle hier treffen. Wir tauschen uns eine Stunde lang aus, ich erfahre unter anderem, dass Gerd, die schon pensioniert ist, einmal die Woche, dienstags, um 10-14 Uhr in Tranekær auf Langeland freiwillig in den Medicinhaver (riesige „Medizinische Gärten“/ /Heilkräutergartenanlage („äußerst sehr“ sehenswert!!!)) aushilft. Da meine Frau und ich im August auf Langeland sein werden, will ich sie dort besuchen. Wir „verabreden“ uns unverbindlich. Gerd meint (Gerd oder Kim sind in Dänemark – wie Toni in Deutschland – männliche und weibliche Vornamen), der Supermarkt in Vopnafjördur würde schon um 9.30 Uhr öffnen, sodass ich es gar nicht so eilig habe, weil ich so gleich hier, statt im nächsten Ort (Bakkafjörður) meine fälligen Einkäufe erledigen kann…
Dänisch zu sprechen fällt mir doch noch wesentlich leichter als isländisch, stelle ich nebenbei fest…
Gerd aus Svendborg
Das Dauergeräusch der ortsansässigen (Fisch?)Fabrik (links hinter der kleinen Skateboard-Halfpipeanlage) war etwas irritierend (auch nachts)…, man gewöhnte sich aber schnell an den „Permanent-Tinitus“ des Fischerdorfes…
Start 9.22 Uhr, um kurze Zeit später zu erfahren, dass der kleine Supermarkt sehr „verkäuferfreundlich“ öffnet:
Offnungszeiten (seit dem 1.September 2011): montags-freitags 9.30 – 18.00
samstags 12.00 – 16.00
Bis 12 Uhr werde ich nicht warten, ich starte bei herrlichem Sonnenschein durch und sehe,
wie idyllisch am Meer gelegen und hinter dem Hügelrücken „versteckt“ der Ort ist (Die Hausdächer (Foto oben und unten) sind hier kaum auszumachen).
Gestern glaubte ich eine kurze Zeit lang – bis ich an diesem Hinweisschild angekommen war – den Ort verfehlt zu haben… Þorshöfn ist nach Bakkarfjörður meine nächste „Durchgangsstation“ vor Stóri-karl, dem besonderen Basstölpelfelsen…
Neben hellen „Schafen im Schafspelz“ gibt es auch schwarze „Schafe im Schafspelz“. Das „Fluchtverhalten“ beider „Spezies“ Radfahrern gegenüber ist gleichartig, wobei das hier vorn liegende Muttertier nur noch einen kleinen Teil seines Winterpelzes mit sich führt… Vor einigen Tagen schon bekam ich von Zuhause aus den Auftrag, doch etwas von der „verlorenen Wolle“ aufzulesen und mitzubringen. Seitdem halte ich vergeblich Ausschau danach, obwohl immer wieder Mutterschafe mit Viertel-, Halb-, Dreiviertelschafspelz auftauchen…
Kurz nach Þórshöfn beginnt ein über 400 Höhenmeter und zum großen Teil 10% starker Anstieg der Passstraße zwischen drei Hochebenen (Bakkaheiði im Osten, Sandvikurheiði und Staðarheiði im Westen), sodass die Vegetation mit Bäumen in geschützten Lagen sowie Büschen und Schafweiden fast augenblicklich verschwinden. Auf einem flacheren Stück über einem kleinen See – unweit neben der Straße und etwas tiefer gelegen – „kalbt“ eine Schneewächte ins Wasser. Herrlicher Platz zum „Zwischenfrühstück“. Arktische Lupinen haben sich hier noch nicht breitgemacht. Dadurch können ortsansässige Pflanzen zwischen dem Gestein Halt finden und sich auf kleinsten Flächen festsetzen. Dies beobachtete ich während der letzten zwei Wochen immer wieder, selbst auf frischem „Lavagrus“ in Vulkannähe und wollte immer schon eine „Fotoserie für Botaniker“ schießen, die sich auf weniger als 100 Quadratmeter beschränkt und den Artenreichtum verdeutlicht. „Vielleicht findest du nur deshalb seit Tagen keine Schafwolle, weil Du die kleinsten Pflanzen noch nicht gewürdigt hast“, fällt mir ein und ich muss dabei schmunzeln…
Blick zurück von der „Zwischenfrühstücksstelle“ auf den soeben bewältigten ersten Anstieg des Tages.
Es ist sonnig, aber immer noch kalt und für kurze Zeit fast windstill. Der flexible Schlauch aus Merinowolle bedeckt nicht mehr den Kopf unter dem Helm und auch die hervorragende grüne Multifunktionsjacke habe ich für die kurze Pause abgelegt. Dennoch bin ich froh über mein T-Shirt aus einem Merino-Seide-Gemisch und den dicken Alpakapulli, der schnell auslüftet und (auch bei Regen) zuverlässig wärmt.
Alles verpackt und weiter…
Oben, an der Sattelfläche angekommen (meine Aufmerksamkeit immer auf mögliche, aber nicht vorhandene Schafwolle gerichtet), bleibe ich stehen, weil ich meine pflanzlichen Fotomotive entdecke:
Weiter, die Sattelfläche entlang…,
Nanu(?), ich muss lachen…, in der Ferne tauchen zwei Schafe im Schafspelz auf. Das gibt´s doch gar nicht!!!, etwa einen Kilometer weiter sehe ich Wolle herumliegen…
und wieder Wolle…,
…und wieder Wolle…,
und noch mehr Wolle…
Es ist bald genug, sodass ich beschließe, das Auflesen zu beenden und die „Lieferung beim Universum“ zu stoppen.
Nicht zu fassen, noch über einige Kilometer sehe ich überall Wolle herumliegen – von „Schafen im Schafspelz“ abgelegt…
Die kilometerlange Abfahrt ist herrlich, 50 km/h schnell und nur möglich, wenn der konzentrierte Blick auf die gute Straße und nicht auf Wolle gerichtet ist. Zwar muss ich noch 5 km bis zum Zentrum fahren, direkt neben dem Ortsschild „begrüßt“ mich aber gleich ein wenig scheues Mutterschaf in halbem Schafsmantel und zwei Lämmern: Ich fotografiere sie NICHT! Verzeihung, ihr Lieben…
Vereinzelte, leerstehende Wirtschaftsgebäude außerhalb, einige leerstehende, auch zerfallende Wohngebäude „innerorts“ von Bakkafjörður, einige gepflegte Häuser an der Hauptstraße mit geländetauglichen Allradfahrzeugen davor, eine Frau knattert mit dem Rasenmäher durch den Vorgarten: ´Samstagnachmittagsgeräuschkulisse wie in Bochum oder einer anderen deutschen Stadt´, denke ich im vorbeifahren. Plötzlich bin ich „bei MONAKO“, nein , nicht im Fürstentum, einige Tausend Kilometer weiter südöstlich gelegenb, ich bin beim einzigen Supermarkt des etwa 100(!) Einwohner starken Ortes.
In Þórshöfn ist zum Glück der Tankstellengrill offen.proviant, Essen.
Dann ab die40 km Zu den Tölpeln
Habe mich bei Örtlichen erkundigt, es sollen nur 24 km zu den Tölpeln am Stori-Karl sein (stimmt nicht, s. o.). Wenn ich ein Zelt habe, ok.
Bei schönem Wetter mache ich mich auf den Weg: Asphalt, bis zum Flugplatz, Feldwegcharakter bis zu den Vogelwiesen mit sehr angriffslustigen Küstenseschwalben, tolle Fotos. Treibholz: Syltefjord mal 100 wäre stark untertrieben!!
Weg immer unwegsamer.
Empfehlung, nur Mit Geländefahrzeug weiterzufahren. Hab ich!!!
Nach 17 km Treibholzstaffage Schild (u.a.) Stori-Karl 20 km. Was? Fehler?können doch nur noch höchstens 10 sein!?!?!
Weiter durch schwierigstes Gelände mit „Wegerahnung“ und Kurzsteigungen von mitunter über 20%!
Hat Ihr Fahrrad einen Namen?-Noelle/WAZ Ab heute ja:STORI-KARL!!!!!.
3 Autos kommen mir entgegen. Fassungsloses staunen über meine Unternehmung. Französische Geländercampingwagen schläft in einer Bucht. Noch ein Fahrzeug auf dem Rückweg mit winkenden Leuten drinnen.
Bin um 23 Uhr da. TRAUMHAFT. ALLEIN MIT DEN TÖLPELN , LUMMEN, ALKEN, PAPAGEITAUCHERN (sah ich aber nicht). STORI-KARL muss zur Taufe natürlich mit Gepäck über Treppenstufen auf den Aussichtspunkt. Fotos, Videos, unbeschreibliche Freude, mit dem Rad hier angekommen zu sein. Musste (k)einmal(!) absteigen um zu schieben! Auf dem Rückweg aber bestimmt( stimmt nicht, klappte auch).
Kurz vor Mitternacht schlage ich, etwa 200 m vom Aussichtspunkt und 30 m vor einer Kante mit Sicht auf weitere Vogelnester ( Möwen, Lummen) das Zelt auf. Strenger Geruch. Macht nichts!
Dieser hat „außergewöhnlich besonders“ mitarbeiterfreundliche Öffnungszeiten:
Pech nur für mich, dass heute Samstag ist, ich extra 2×5 Kilometer Umweg einkalkulierte, um mich zu versorgen und jetzt dadurch wahrscheinlich auch in Þórshöfn zu spät ankomme, um im Supermarkt einkaufen zu können… Den Campingplatz, der für mich heute nicht infrage kommt und die Schule sehe ich nicht, ich suche aber auch nicht speziell danach.
Ich radle zurück zum Ortsschild mit Infotafel in der Nähe, auch um Windschutz zu haben für meine „Mittagspause“ mit Inventur des Proviants. Diese zeigt mir, dass ich durchaus noch genug dabei habe, um, ohne die Fahrt zu unterbrechen, bis Montagabend auszukommen. Das beruhigt.
Weiter! Ich umrunde die weite Bucht, der Asphaltbelag endet abrupt, ein längerer Anstieg beginnt. Der Wind oben ist günstig.
Ein auch von Radlern häufig zu passierender „Viehrost“, der verhindert, dass Schafe, Kühe, Pferde oder Wild eine Weidegrenze übertritt.
Ein recht guter Schotterweg fast bis nach Þórshöfn, zwischendurch auch Asphaltpassagen und mehrere Anstiege und Abbfahrten. Ich komme an.
Der Supermarkt ist hier großzügiger geöffnet (werktags von 9.30 – 18.00 Uhr, samstags von 10.00 – 14.00 Uhr, sonntags geschlossen), das nützt mir aber nichts, da ich am späten Nachmittag ankomme.
Zum Glück ist der Grill neben der automatischen Tankstelle geöffnet und mit vielen Lebensmitteln ausgestattet, sodass ich eigentlich alles bekomme, was ich benötige.
Auf der Speisekarte gibt es auch Fischgerichte mit Franskar (Pommes Frites), ich schlage ob der noch beabsichtigten Weiterfahrt zum Stóri-karl ordentlich zu.
Isländisch fällt mir an der Kasse und im „Gespräch“ mit der Köchin zunehmend leichter. Sehr erfreulich!
Ich habe mich auch noch bei Einheimischen nach den Vogelfelsen erkundigt, es sollen nur 24 km zu den Tölpeln am Stori-Karl sein. Wenn ich ein Zelt habe, ok, dann kann ich dort übernachten…
Aus dem Tagebuch: Bei schönem Wetter mache ich mich auf den Weg: Asphalt, bis zum Flugplatz, Feldwegcharakter bis zu den Vogelwiesen mit sehr angriffslustigen Küstenseschwalben, tolle Fotos. Treibholz: Syltefjord *) mal 100 wäre stark untertrieben!!! Weg immer unwegsamer. Empfehlung, nur mit Geländefahrzeug weiterzufahren. Hab ich!!!
*) Vidar Nordberg erbaute In Syltefjord auf der Varangerhalbinsel, 500 km „hinter“ dem Nordkap u.a. ein Kunstcafé aus dort angeschwemmten sibirischem Treibholz, das er bis 2014 sehr erfolgreich betrieb. (s. „18 Nächte zur Mitternachtssonne“ und Blog zur Tour 2013). Im September 2015 brannte das „Staurancfe´“ wegen Verpuffung im Schornstein bis auf die Grundmauern nieder…
Vorsicht, brütende Vögel am Weg!
Manche Stämme hätte ein Künstler nicht besser schnitzen können..
Dieser Wegabschnitt ist noch hervorragend gut…
Aus dem Tagebuch: Nach 17 km „Treibholzstaffage“ Schild (u.a.) Stori-Karl 20 km. Was? Fehler? Können doch nur noch höchstens 10 km sein!?!?!
…15 km vor dem Ziel kommt mir ein gut ausgestatteter VW-Bullinachfolger neueren Datums mit einem jungen deutschen Paar und vorher zwei andere Autos entgegen: Aus dem Tagebuch: Fassungsloses Staunen über meine Unternehmung. Französischer Geländercampingwagen „schläft“ in einer Bucht.
Tagebuch: Weiter durch schwierigstes Gelände mit „Wegerahnung“ und Kurzsteigungen von mitunter über 20%! An dieser Stelle, etwa 5 km vor dem Ziel ist es flacher, ich kann stehen bleiben und fotografieren. Es fällt mir plötzlich die Frage des Lokalredakteurs ein:
„Hat Ihr Fahrrad einen Namen?-Noelle/WAZ. Ich muss herzlich lachen: Ab heute ja:STÓRI-KARL!!!!!.
„Kerl, wenn wir das hier glücklich überstanden haben, heißt du wie der Vogelfelsen: „STÓRI-KARL{ Großer Mann/großer Kerl).
Tagebuch: Noch ein Fahrzeug auf dem Rückweg mit winkenden Leuten drinnen…
Bin um 23 Uhr da. TRAUMHAFT. ALLEIN MIT DEN TÖLPELN , LUMMEN, ALKEN, PAPAGEITAUCHERN (sah ich aber nicht). STORI-KARL muss zur Taufe natürlich mit Gepäck über Treppenstufen auf den Aussichtspunkt. Fotos, Videos, unbeschreibliche Freude, mit dem Rad hier angekommen zu sein. Musste (k)einmal(!) absteigen um zu schieben! Auf dem Rückweg aber bestimmt( stimmt nicht, klappte auch).
Kurz vor Mitternacht schlage ich, etwa 200 m vom Aussichtspunkt und 30 m vor einer Kante mit Sicht auf weitere Vogelnester ( Möwen, Lummen) das Zelt auf. Strenger Geruch. Macht nichts!
Gute Nacht!