Heute „Nacht“ musste ich mir selbst im Zelt schon wärmere Sachen anziehen, um komfortabel schlafen zu können. Sogar die Kapuze meines Mumienschlafsackes zog ich mir erstmalig über den Kopf.
Der Wecker meldet sich um 1 Uhr. DIe untergegangene Sonne taucht den Himmel im Norden in schöne Farben. Draußen ist es kalt, das Gras ist nass. Durch die Radlergamaschen bleiben die Schuhe und Füße beim Bepacken des Rades auf dem Pfad trocken. Das Zelt packe ich klitschnass ein, die Finger frieren. Es ergibt sich heute sicherlich eine Gelegenheit, alles in der Sonne zu trocknen – auch die Wäsche!
Bin froh, mir zum Start um 1.40 Uhr die wärmenden Handschuhe anziehen zu können. Obwohl ich in Merinounterwäsche stecke und sogar meinen Alpaka-Pullover unter der Jacke trage, werde ich lange nicht richtig warm. An den Füßen friere ich richtig, trotz der Gamaschen und Merino-Socken. Das Streckenprofil ist flach, der Wind ruht sich aus. Aus der Ferne grüßt die Bergkette des Vatnajökull-Gebietes. Ich wußte bis vor kurzem noch nicht, dass man bei der Vorbeifahrt recht viel von der Gletscherwelt mitbekommt. Jetzt freue ich mich darauf und bin richtig gespannt. Zunächst muss ich aber „auftauen“. Nanu!, Raureif auf dem dichten Moosbewuchs…, das habe ich mitten im Sommer (und praktisch auf Meereshöhe) auch noch nicht gesehen…
Kleines Frühstück zwischendurch heißer Tee und zubereitete Brote helfen. Die Sonne beginnt zu wärmen .
In der Ferne grüßt der Vatnajökull.
Sein Gletscherwasser erreicht mich jetzt schon…
Informationstafeln sowie „Anschauungsexemplare“ von Brückenteilen/Leitplanken weisen auf die unbändige Kraft des Wassers bei Überschwemmungen.
Nach knapp 4 Stunden wunderschönen Skaftafellsjökull erreicht und nasses Zelt zum trocknen spektakulär aufgestellt.
Um direkt an den Gletschersee mit Eisbergen zu gelangen, musste ich von der Ringstraße abbiegen und etwa 2 Kilometer sehr „inspektionsbedürftigen“ Schotterweges auf mich nehmen. Niedrigste Geschwindigkeit und ein beständiges Wechseln der „Fahrbahn“seite waren nötig, um die meisten der vielen Löcher auszutricksen. Ein PKW-Fahrer blieb auf Abstand hinter mir und fuhr ebenso langsam, um Stoßdämpfer und Karosserie zu schonen. Da war es besser, den Wagen an der Ringstraße abzustellen und zu Fuß zur „Sehenswürdigkeit“ zu gehen…
Frühstück „am Gletscher“.
Bilder mit Gletschern und Eisbergen zum Genießen. Worte erübrigen sich.
Der Hvannadalshnúkur ( oben rechts) im Vulkanmassiv des Öræfajökull ist mit 2110m der höchste Gipfel Islands, fast zum Greifen nahe…
Als mein neues, am Fahrradgenerator aufladbares IPhone wegen gesperrter SIM-Karte streikt, nutze ich die Gelegenheit mit dem alten „Nokia-Taschentelefon“ meine Frau anzurufen um alle erforderlichen Daten zur Reaktivierung des Neulings zu erhalten. An einem Campingplatz kann ich auch das Nokia eine Stunde lang aufladen. Und mich in der Sonne mit freiem Oberkörper „braten“ lassen.
Danach entfliehe ich durch schnelles Fahren in Sichtweite mehrerer Gletscherzungen und der sich dadurch(?) ständig verändernder Windverhältnisse einem Regengebiet und nähere mich immer mehr weiteren Gletscherzungen des Vatnajökull an.
In Sichtweite zweier solcher Zungen beschließe ich, mein Zelt etwa 500 m jenseits der Straße aufzuschlagen. Schiebearbeit.
Die Wolkendecke riss inzwischen auf, der Wind ließ nach und kam schließlich zum Stillstand.
Den Verkehrslärm höre ich hier nicht mehr.
Ich habe hier auch keinen Internetempfang.
Aber einen wunderbaren Ausblick auf eine eisige Landschaft, welche mir letzte Nacht mit ihren Grüßen auch die Kälte zuschickte.
Ein Radler (Albert) bleibt auf der Fernstraße stehen. Er zögert, will in meine Richtung zu Fuß gehen. Angesichts der Notwendigkeit, sein Rad über die Moospolster schieben zu müssen, beschließt er aber weiterzuradeln und anderswo das Zelt aufzuschlagen…
…irgendwann abends erfahre ich noch an einer Stelle mit Miniempfang, dass es für die tapferen Isländer nicht ganz gereicht hat, die Franzosen bei der Fußball-EM zu bezwingen.
Macht nichts, die zweite Hälfte des Spiels haben sie 2 : 1 gewonnen.
Wären doch bloß nicht die 4 Gegentore in der 1. Halbzeit kassiert worden…
Das Rad hilft neben den Schweren Steinen das Zelt zu fixieren (s. Ergänzung nächstes Bild). Der „Sessel“ wird per Schnur am Rad fixiert (zu leicht, würde wegfliegen…).
Hier war mein trockenes Zelt schnell aufgebaut, das Essen bereitet und die kalte Nacht von gestern vergessen, da sich meine weiche „Polster-Steppe“ um mich herum gut aufheizte. Zur Sicherheit suchte ich noch einige schwere Steine und sicherte die Zeltleinen, um bei eventuell plötzlich einsetzenden Fallwinden ruhig schlafen zu können.